Der neue Daimler-CEO Ola Källenius erweist sich für den Konzern als wahrer Glücksgriff, deutet sich doch schon im ersten Jahr seiner Amtszeit eine erheblich konsequentere und geradlinigere Unternehmenspolitik an, als sie sein Vorgänger Dieter Zetsche zu leisten imstande war, der eher als Illustrierten-Bonvivant und größenwahnsinniger Visionär ohne strategische Substanz auffiel.
Drohte der Laden am Schluß der Zetsche-Ära förmlich vom Wettbewerbsdruck und den Umstellungsschwierigkeiten auf die E-Mobility zerrissen zu werden, wird nun erfreulicherweise wieder eine konsistentere Gesamtperspektive erkennbar.
Hybride Vorstellungen vom Aufstieg zu einem konturlosen “Weltkonzern” und die Verzettelung in unterschiedliche, vom Kerngeschäft sich entfernende Bereiche, die zunehmend einem amorphen Zettelkasten ähnelten denn einem fokussierten Branchenplayer, sind zu Gunsten einer Rückbesinnung auf traditionelle automobile Werte ad acta gelegt worden! Jetzt konzentriert man sich wieder auf den Aspekt des Premiumherstellers und scheint damit schon früh ausgezeichnete Resultate einzufahren.
Die jüngst vorgelegten Zahlen sprechen jedenfalls eine klare Sprache. Nahezu alle wichtigen Kennziffern liegen über der Markterwartung und signalisieren eine kräftige Markterholung.
Den freien Cashflow des Industriegeschäfts gab Daimler mit 685 Millionen Euro an, die Konsensschätzung lag bei minus 2.106 Millionen. Maßnahmen zur Erhaltung der Liquidität zusammen mit der günstigen nachfrageorientierten Entwicklung des Working Capitals haben zu dem positiven freien Cashflow beigetragen.
Das Konzern-EBIT betrug minus 1.682 Millionen – hier lag die Konsensschätzung laut Daimler bei minus 2.069 Millionen. Das bereinigte EBIT war mit 708 Millionen Euro ebenfalls negativ. Daimler stellte hier eine Konsensschätzung von minus 1.719 Millionen gegenüber.
Für Mercedes-Benz Cars & Vans betrug das EBIT minus 1.125 Millionen Euro, das bereinigte EBIT: minus 284 Millionen. Darin enthalten sind 687 Millionen Euro Aufwand für die eingeleitete Straffung des globalen Produktionsnetzwerks und der Produktionskapazitäten an den Standorten in Hambach, Tuscaloosa und Aguascalientes sowie 53 Millionen Euro Aufwand für rechtliche Verfahren und damit zusammenhängende Maßnahmen.
Daimler Trucks & Buses erzielte ein negatives EBIT von 756 Millionen Euro und ein bereinigtes EBIT von minus 747 Millionen Euro. Der Bereich Daimler Mobility erreichte ein positives Ergebnis mit einem EBIT von 205 Millionen Euro und einem bereinigten EBIT von 313 Millionen. Enthalten sind darin 105 Millionen Euro Aufwand für Anpassungen bei der YOUR NOW Holding.
CEO Källenius möchte sich auf diesen guten Ergebnissen nicht ausruhen, sondern plant schon den nächsten Coup: Massiver Arbeitsplatzabbau. Durch den Wegfall unprofitabler Stellen ergibt sich großes Einsparpotenzial, vor allem im deutschen Markt.
Die Rede ist von bis zu 16.000 Stellen.
Källenius will weiterhin der Marke Mercedes wieder zu altem Glanze verhelfen und sich auf die berühmte Stärke, die Luxusautos fokussieren Eine Expansion in untere Pkw-Segmente lehnt er ab. Bei der Elektromobilität setzt Källenius große Hoffnungen in die Stromlimousine EQS, die ab 2022 mit einer Reichweite von mehr als 700 Kilometern gegen die Modelle von Tesla antritt.
Unser Urteil: Kaufen!